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Die heiligen Berge von Wudang
Daoistische Lehren

 

Dao02Den Grundstein für die Inneren Kampfkünste bilden die philosophischen Lehren des Daoismus. Wie aus dem Namen „Daoismus“ hervorgeht, bildet das „Dao“ den Kern dieser Philosophie. Für den Begriff „Dao“ gibt es unzählige Übersetzungen wie bspw. Weg, Lebensweg, hinter den Naturgesetzen wirkendes Prinzip..., allerdings läßt sich das Dao nur über die eigene Erfahrung wirklich erschließen.

Das höchste Ziel der Daoisten ist das Erkennen des Dao, wie es sich in den Erscheinungen der Natur und Geschehnissen des Alltags manifestiert. Damit gelingt ihnen ein tiefes Begreifen der natürlichen Phänomene und Wandlungen und ein Leben in Einklang mit der Natur.

„Wer Dao erkannt hat, wird auf jeden Fall das Gesetz der Natur erfassen; hat er das Gesetz der Natur erfaßt, wird er unbedingt die Fähigkeit beherrschen, mit der Lage der Dinge in Übereinstimmung zu stehen; wenn er die Fähigkeit erlernt hat, mit der Lage der Dinge in Übereinstimmung zu stehen, so wird er sich nicht wegen der Dinge Schaden zufügen.“ (Zhuangzi)

Inspiration für die daoistischen Lehren fanden die Daoisten durch Beobachtung der Natur und ihrer Wandlungen. „Alle Tiere und Pflanzen sind bei ihrer Geburt zart und schwach und bei ihrem Tod trocken und faulig. Das Harte und Kräftige ist das, was vergeht, und das Zarte und Schwache ist das, was zu leben beginnt.“ (Laozi)

Entsprechend ist das Ziel, weich und geschmeidig zu werden und mit Sanftheit und Nachgiebigkeit grober Kraft zu begegnen. Auch die Naturkräfte des Wassers und Windes zeigen, wie äußerste Weichheit das Harte formen und überwinden kann.

Sowohl körperlich als auch in ihrer geistigen Einstellung lernen Daoisten, weich und flexibel zu werden und innere Harmonie zu entwickeln. „Das Ausgeglichenste ist die Oberfläche des Wassers in Ruhe. Ihr ähnlich, verwahrt der vollkommene Weise alles in seinem Innern, und von außen wird er durch nichts erregt. Die Vollkommenheit der Tugend liegt auch darin, sich selbst zur Harmonie zu erziehen.“ (Zhuangzi)

YinYangAus dem Daoismus ging ein Symbol hervor, dass mittlerweile auch im Westen als Symbol für die Harmonie aller Gegensätze bekannt ist, die Yin-Yang-Monade, im chin. „Taiji“ genannt. Es symbolisiert die Wechselwirkungen von Yin und Yang, zwei gegensätzlichen Polen, die ohne einander nicht existieren und immer eine Einheit bilden. Alle existierenden Dinge lassen sich in ihren Eigenschaften Yin und Yang zuordnen. So wie Tag (Yang) und Nacht (Yin) fließend ineinander übergehen und einen Zyklus bilden, lassen sich die meisten Naturphänomene mit der Yin-Yang-Monade beschreiben wie bspw. der Zyklus der Jahreszeiten oder die Stadien eines Lebens. Auch in der chin. Medizin bilden die Kenntnisse von Yin und Yang die Basis zur Diagnose und Therapie von Erkrankungen. In den inneren Kampfkünsten nutzt man dieses Prinzip der Ergänzung: man reagiert auf einen harten schnellen Angriff (Yang-Eigenschaften) durch Weichheit und Nachgiebigkeit (Yin) und neutralisiert so den Angriff, schafft einen Ausgleich von Yin und Yang. Wenn man den natürlichen Yin-Yang-Wechsel innerhalb des Körpers des Gegners spüren gelernt hat, kann man so mit wenig Einsatz einen körperlich überlegenen Gegner besiegen. Auch die Bewegungsabläufe der inneren Künste sind so angelegt, dass sich Yin und Yang ständig ergänzen und ineinander übergehen, so dass sich körperlich und psychisch Harmonie entwickelt.

Zum Verständnis der daoistischen Ideenlehre tragen ebenfalls die 8 Trigramme bei. Sie drücken mögliche Wandlungen von Yin und Yang aus, wobei die durchgehenden Linien die Kraft Yang verkörpern und die unterbrochenen Linien die Kraft Yin. Im Buch der Wandlungen „Yijing“ werden sie als Hexagramme beschrieben, so dass 64 verschiedene Yin-Yang-Zustände und ihre Wandlungen dokumentiert werden. Die innere Kampfkunst „Bakuazhang“ basiert auf den komplexen Gesetzmäßigkeiten, die im Yijing beschrieben werden.

Wer den Daoismus erfassen möchte und sich das Erkennen des Dao und das Leben im Einklang mit der Natur als Ziel stellt, erforscht meist aus verschiedenen Perspektiven:

1. Zur Grundlektüre der Daoisten gehören klassische Werke wie das „Daodejing” von Laozi; das Buch der Wandlungen – „Yijing“ sowie die Naturwissenschaften Physik und Astronomie.

2. Daoisten eignen sich Wissen der traditionellen chinesischen Medizin aus der Heilkräuterkunde, Ernährung, Akupunktur und Massage an.

3. Sie üben sich in Meditationsübungen (Nei dan), um ihr Qi – ihre Lebensenergie – zu nähren und ihren Geist ruhig und leer werden zu lassen. So lassen sich innewohnende Ressourcen aktivieren, Intuition und Kreativität entfalten und höhere Stufen des Bewußtseins erreichen.

4. Das beharrliche Üben der inneren Kampfkünste verhilft  zu umfassender Gesundheit und dem praktischen Anwenden der daoistischen Lehren im Leben und im Kontakt mit Mitmenschen. Mit der Zeit entwickelt sich ein tiefes Körperbewußtsein und Feingespür für sich, die aktuelle Situation und den Partner.

SchwertEbenso wie die oben beschriebenen daoistischen Prinzipien (Dao, Yin-Yang-Monade, Bakua etc.) aufeinander aufbauen und sich ergänzen, ist es bei den inneren Kampfkünsten:

Das Wudang Taijiquan berücksichtigt in seinen Bewegungen und Prinzipien vor allem „Taiji“ – die Yin-Yang-Monade.

Das Bakuazhang (Kampfkunst der 8 Trigramme) vollzieht in seinen kreisförmigen Bewegungen die Bedeutungen und Wandlungen der 8 Trigramme.

Die Bewegungen des Yijing (Gerichteter Wille) beinhalten die 5 Wandlungsphasen bzw. die Zyklen der Hervorbringung und Kontrolle der Fünf Elemente Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz.

In der Wudang-Schwertkunst hingegen steht das Dao selbst im Mittelpunkt des Übens.

 

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